Astrologie und die Frage
"Wer bin ich?"
Zum Auftakt einige w"ich"tige Worte ...
Nach meinem Verständnis sollte Astrologie als psychologische Astrologie aufgefasst und angewandt werden - mit dem Ziel, Selbsterkenntnis und eine Bewusstseinserweiterung zu fördern. Für mich als Astrologin ist diese Kunst nicht nur als "Lebenshilfe" geeignet, sondern ganz klar auch ein Instrument zur Krisenbewältigung.
Eines der tieferen menschlichen Bedürfnisse ist es, mehr über das eigene Wesen zu erfahren. Psychologen und Philosophen fahnden nach dem „Ich“. Seine Entstehung und Zusammensetzung, wie es sich verhält und behauptet, ist Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Man weiß längst, dass das „Ich“ eigentlich gar nicht real existiert, dass es im Grunde ein „hohles“ Phänomen ist. Diese Tatsache kümmert uns im Alltag wenig, erleben wir doch ständig, wie es sich auswirkt, dass wir so „gestrickt“ sind und nicht anders. Tagtäglich müssen wir mit uns selbst zurechtkommen, was uns mehr oder weniger gut gelingt.
Eigenartigerweise finden sich viele Menschen damit ab, dass sie sind, wie sie sind. An sich wäre das auch nicht falsch, wenn sie ihr Naturell wirklich kennen würden. Dann bedeutete es ein Zeichen von Weisheit, sich vollständig in seinem So-Sein annehmen zu können. Aber meistens ist der Blick auf das eigene Wesen von Konditionierungen getrübt. Uns hindern Vorstellungen, wie wir sein sollten, daran, unserer Wesensstruktur zu entsprechen. Ja, diese überhaupt erst einmal zu erkennen, verlangt eine innere Auseinandersetzung. Werden wir uns nicht gerecht, kranken wir an uns selbst und leiden seelisch.
Wären wir körperlich betroffen, gingen wir zum Arzt. Aber auf seelische „Knoten“ reagieren viele ratlos. Sie nehmen sie hin.
Selbsterkenntnis ist ein wirksames „Gegenmittel“, sie beendet Unwissenheit. Der persönliche Handlungsspielraum hängt davon ab. Nach Thomas von Aquin vermag nur ein „Weiser“ seine Sterne zu regieren, andernfalls wird er von ihnen regiert - was soviel bedeutet, wie Opfer seines Schicksals zu sein.
Aber man muss sich erst einmal überwinden, in jeden Winkel seiner Seele zu blicken. Es braucht, so scheint es, Mut, alles zu betrachten - und auch manchmal überhaupt erst die Idee, dass es etwas zu entdecken gibt. Sieht man genauer hin, offenbaren sich viele innere Engpässe als nur scheinbar widersprüchliche Bedürfnisse. Empfundene Ausweglosigkeit hängt mit einem mangelnden Bewusstsein für den zugrundeliegenden Konflikt zusammen. Je genauer ich weiß, worum es mir eigentlich geht, um so flexibler bin ich in der Wahl der Möglichkeiten, die meinem Bedürfnis Ausdruck verleihen können.
Auf wunderschöne Weise vermag die Astrologie die Facetten des menschlichen Wesens in einer Differenziertheit aufzufächern, die ihresgleichen sucht. Es finden sich auf der Basis vielschichtig deutbarer Symbole umfassende Antworten auf die irdische Frage: Wer bin ich? oder besser: Wie bin ich gemeint, wie sollte ich sein?